Montag, 16. Dezember 2013

Teil Eins - Aufbruch

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Für die Weisen unter uns bedeutet Heimat „wo dein Herz ist“. Für Viele wiederum bedeutet es einfach „wo du den Schlüssel hinein steckst“, oder „wo du dich zum Schlafen niederlegst“.
Aber für andere ist es der Platz wo du dich sicher, geliebt und wirklich glücklich fühlst, mit einer großen Familie, die sich um dich kümmert.
Aber mir hat dieses Wort niemals etwas bedeutet.

Strangetown war keine Heimat, insbesondere das Haus in dem ich meine Jugend verbringen musste.
Mein Herz gehörte hier ebenfalls nicht her, all die Jahre die ich in diesen dicken Mauern ausharren musste ließen es sich nur nach dem Rest der Welt sehnen.
Ich hatte die Hitze satt, den schmutzig-gelblichen Sand und diese Stille, die mich noch verrückter machte als meine Stiefeltern, auch wenn das fast unmöglich war.






Es ging mir nie auf warum das Jugendamt mich ausgerechnet zu den schlimmsten Pflegeeltern steckte, die man sich vorstellen konnte. Ich vermutete, ich wollte es am Ende auch gar nicht wissen. Ich wollte nur weg.

Ich bekam die Gelegenheit dazu kurz nach meinem einundzwanzigsten Geburtstag. Ich holte die Post aus dem Briefkasten und warf sie auf den Esstisch. Loki hatte mir verboten sie zu öffnen und ich sah zu meine Finger davon zu lassen, da ich bestraft werden würde wenn ich seine Korrespondenz nur anfassen würde. Doch diesmal scherte ich mich nicht darum.
Ein Brief war an mich adressiert.

Es war die Todesanzeige meiner Mutter und ihr letzter Wille. Die Frau, die mich weggab und die ich nie kennen gelernt hatte weil ich ihr nie vergeben konnte, hinterlies mir, ihrem einzigen Kind, ihr Vermögen.
Ich schämte mich plötzlich weil ich so unversöhnlich ihr gegenüber gewesen war. All diese Jahre war ich zu verletzt und zu selbstsüchtig um mich zu fragen warum sie mich weg gab, ob sie mich nicht liebte, oder ob sie gezwungen war mich herzugeben.
Ihr letzter Wille zeugte von ihrer Liebe zu mir, auch wenn ich mir schon lange vor ihrem Tod ein Zeichen mütterlicher Liebe  gewünscht hätte. Aber es war nun zu spät darüber zu grübeln.


Über meine Trauer realisierte ich das meine Träume wahr geworden waren. Mit dem Geld das sie mir hinterließ würde ich in der Lage sein diesem sandigen Hügel zu entkommen und die Welt zu entdecken. Ich würde dem Griff meiner Pflegeeltern entkommen und endlich auf eigenen Füßen stehen. Ich würde endlich frei sein das zu tun was mir beliebte, nicht anderen.

Ich verließ die Beaker Festung und besuchte meine Freunde, die Curious Brüder Pascal und Lazlo um ihnen auf Wiedersehen zu sagen. Der mittlere Bruder Vidcund lebte mit seiner Familie an der Road To Nowhere und Pascal versprach mir Grüße auszurichten, sobald er dort zu Besuch war.
Ich spielte ein wenig Peek-A-Boo mit Baby Sirius, während Pascal nicht viel zu meinen Plänen zu sagen hatte.
Er versicherte mir nur das er sich für mich freute, mir Glück wünschte und hoffte das alle meine Träume sich erfüllen würden.


Ich ging um Lazlo zu umarmen, der, ganz das Gegenteil zu seinem älteren Bruder Pascal, nicht zögerte mir meine Umzugspläne ausreden zu wollen.




"Du weißt das Pascal dich vermissen wird" teilte er mir mit.
"Ich werde euch Jungs auch vermissen, Laz" antwortete ich, mit meinen Gedanken schon bei all den aufregenden Plätzen die ich entdecken wollte.
Lazlo warf mir einen komischen Blick zu und schüttelte den Kopf.
"Nein, Blödmann. Ich meinte er wird dich... fürchterlich... vermissen."

Genau in diesem Moment kam das Taxi, welches mich weit weg von Strangetown, nach Belladonna Cove bringen sollte.
"Ich muss los" gab ich zurück, total ignorierend was Lazlo mir eigentlich sagen wollte und rannte davon. "Ich schreibe so bald ich kann!"


Ich sprang ins Taxi und Pascal und Lazlo winkten mir zum Abschied.
Obwohl es schmerzte meine besten Freunde zurückzulassen, war es ein großartiges Gefühl endlich den hässlichsten und langweiligsten Platz auf diesem Planeten hinter mir zu lassen, den ich niemals Heimat nannte.


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